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Die Rolle der IT hat sich über die Jahre gewandelt. Ohne eine ausgeklügelte digitale Infrastruktur und dem Einsatz modernster Technologien stehen nicht nur die Räder der Produktion still. Wie müssen sich Unternehmen und vor allem CIO‘s und ihre IT-Abteilungen aufstellen, um sich durch die Digitale Transformation einen Vorsprung zu verschaffen? Mit dieser Frage beschäftigen sich Karsten Kötter und Holger Himmelmann, Consulting Direktoren bei cbs.
In den 80er- und 90er-Jahren war es die Enterprise IT, die führend war. Aus der Enterprise IT kamen die Innovationen, die dann irgendwann später auch in der Consumer IT verfügbar waren. Heute ist es umgekehrt. So gut wie jeder trägt ein Smartphone mit sich herum, das in Technik, Design und Bedienbarkeit das Non-Plus-Ultra der technologischen Entwicklung darstellt. Stimmerkennung, virtuelle Realität, künstliche Intelligenz – alles vereint in einem kleinen Gerät, das scheinbar für jedes erdenkliche Problem die Lösung nur einen Fingertipp entfernt bereithält. Und diese gelebte Realität wird mittlerweile auch im B2B-Markt wie selbstverständlich erwartet, bei Endkunden und Geschäftspartnern.
Wo befindet sich gerade mein Paket? Wo ist der Pizzalieferant mit meiner Bestellung? Wann wird mein neuer Bluetooth-Kopfhörer geliefert? Ein Kunde möchte wissen, in welchem Fertigungszustand sich sein Produkt befindet. Dabei erwartet er die Geschwindigkeit und Datenverfügbarkeit von Google und die User Experience von Apple. Das sind die Ansprüche der Kunden, und darauf muss die Firmen-IT reagieren.
Der Trend: Software is eating the world
Die digitale IT-Architektur der Zukunft steht auf vier Säulen: Integrierte End-to-End-Geschäftsprozesse, Künstliche Intelligenz, Echtzeit-Steuerung und Experience Management, also Überwachung von Interaktionen, die Menschen mit einem Unternehmen erleben. Dazu kommen die großen Themen Cybersecurity und Enterprise Integration.
Karsten Kötter (links) und Holger Himmelmann, Consulting Direktoren bei cbs.
In den 90er-Jahren hat es sich etabliert, dass der Fachbereich die Anforderungen diktiert. Es wurden lange Pflichten- und Lastenhefte geschrieben, bevor es an die Umsetzung ging. Und schließlich wurde nach zwei bis drei Jahren ein Stück Software geliefert. Die IT war ein reiner Erfüllungsgehilfe, es war das klassische Plan-Build-Run-Modell.
„Wenn man das richtig machen will, muss man es auf den Kopf stellen. Die IT muss wieder zurück auf den Fahrersitz und sie muss auf Augenhöhe mit dem Fachbereich arbeiten. Damit durch die neuen Technologien ein sinnbringender und nachhaltiger Mehrwert für die Firma entsteht“, erklärt Karsten Kötter. Dies bedeutet, dass der Fachbereich die neuen Technologien verstehen muss. Auf der anderen Seite muss die IT viel besser verstehen, womit die Firma ihr Geld verdient.
Erst die IT macht Firmen wettbewerbsfähig
Die zukunftsgerichtete IT-Systemlandschaft muss laufende und erwartete Anforderungen antizipieren und vorab die Voraussetzung für eine problemlose Integration sicherstellen. Dazu gehören Anforderungen wie Cloud Computing, Big Data, Mobile Services, Social Connectivity und Customer Engagement Management sowie das Internet der Dinge (IoT), sprich die Einbindung verschiedenster Sensoren und Datenquellen. Die IT ist heute ein Treiber, der mit seinen Ideen ein Unternehmen wettbewerbssicher macht, es sogar ein Stück weit gestaltet. Das größte Mobilitätsunternehmen der Welt, Uber, hat keine eigenen Fahrzeuge, sondern besteht im Wesentlichen aus Software. AirBnB verbucht weltweit die meisten Übernachtungen im Gastgewerbe. Und das ohne eigene Hotels. Es ist eine rein API getriebene Firma (Application Programming Interface, API Economy). Das wertvollste Automobilunternehmen (Tesla) hängt seine Konkurrenz unter anderem durch seine Software ab. Der amerikanische Investor, Unternehmer und Webbrowser-Erfinder Marc Andreessen hat es treffend formuliert: „Software is eating the world“. Heute mehr noch als vor zehn Jahren.
Gefragt sind agile, anpassungsfähige Systeme
Die meisten deutschen Unternehmen haben erkannt, dass in dem Bereich Investitionen notwendig sind. Sie haben auch erkannt, dass die IT ein Stück weit das Unternehmen gestalten muss und sind auf dem Weg, das umzusetzen. Man kann jedoch nicht einfach einen Schalter umlegen, es ist ein permanenter Umbauprozess. Keiner kann voraussagen, wie das Geschäft in zehn Jahren aussieht. Daher muss man seine IT-Systeme so ausrichten, dass sie maximal flexibel und agil sind, um auf schnelle Veränderungen im Markt, auf neue Bedingungen, auf neue Wettbewerber, auch aus ganz anderen Branchen, reagieren zu können. Holger Himmelmann prophezeit: „Und auch wenn man nicht alles vorhersehen kann, man muss zumindest soweit vordenken, dass man schnell reagieren kann. Ich weiß nicht, wie die Zukunft aussehen wird. Sicher ist: In Zukunft wird sich alles noch schneller verändern, als sie das heute schon tut. Die technologische Entwicklung wird nie wieder so langsam sein wie heute.“
Die IT muss wieder zurück auf den Fahrersitz und sie muss auf Augenhöhe mit dem Fachbereich arbeiten. Damit durch die neuen Technologien ein nachhaltiger Mehrwert für die Firma entsteht.
Eine Lösung für den sich wandelnden Markt sind Cloud-Produkte. Diese bieten den großen Vorteil, dass sich mit ihrer Hilfe schnell und flexibel neue Services einführen und nutzen lassen. Man kann Anwendungsfälle ausprobieren, indem man sich einfach einen Service mietet. Funktioniert es nicht, schaltet man es einfach wieder ab, ohne viel investiert zu haben. Funktioniert es jedoch, schaltet man es live. Die Services sind beliebig skalierbar. Hardware-Limitierungen gehören der Vergangenheit an.
Cloud Services in der Schlüsselrolle
Bis vor drei Jahren war das Thema Cloud und SAP Cloud Platform bei deutschen Unternehmen kaum präsent. Mittlerweile steht das Thema bei allen Firmen, die einen nennenswerten SAP Footprint haben, ganz oben in der Agenda. Karsten Kötter: „Cloud Services werden eine Schlüsselrolle auf der IT-Roadmap nahezu aller Unternehmen einnehmen“. Noch sieht man üblicherweise hybride Systemlandschaften im SAP-Kontext, die On-Premise-Systeme mit Cloud Service verbinden. SAP Cloud Platform ist auch kein Allheilmittel für jeden Anwendungsfall, daher nutzen Firmen in der Regel parallel noch einen anderen Cloud Provider, wie Azure, Amazon Web Services oder Google. Somit ist die Zukunft nicht nur hybrid, sondern sie ist auch eine Multi-Cloud-Umgebung.
Mit dem Siegeszug der Cloud muss die Enterprise IT sich viel stärker nach außen öffnen. Im Bereich der Integration führt das zu ganz neuen Herausforderungen, weil man auf einmal Daten von fremden Quellen integrieren muss. Die IT muss anderen Geschäftspartnern vertrauen und fremde Systeme integrieren, die man nicht mehr unter eigener Kontrolle hat.
Karsten Kötter: „Viele Kunden kommen zu mir und wissen gar nicht, wo sie mit ihrer Systemlandschaft stehen. Dann entwickeln wir basierend auf unseren Best Practices gemeinsam ein Zielbild, eine ONE Digital Architecture. Da spielt dann mehr rein als nur das Thema Cloud. Es geht um Themen wie Integration, Analytics, neue Entwicklungsmodelle wie BizDevOps sowie neue Organisationsformen. Idealerweise schaut man sich nicht nur ein Thema isoliert an, sondern das große Ganze.“
Top-Industriekonzerne machen es vor
Kötter arbeitet häufig nicht nur mit der IT, sondern auch mit dem Fachbereich zusammen. So wird am echten Projekt deutlich, welche Möglichkeiten und schnelle Umsetzungsgeschwindigkeiten neue Technologien bieten. Das weckt Begeisterung und neue Ideen entstehen von ganz alleine. Innovative Apps werden in kürzester Zeit live gesetzt. Denn das Ganze ist nicht nur ein Experiment, sondern bringt auch schnell einen echten Mehrwert. Dass diese Methodik wirkt, zeigen erfolgreiche cbs-Projekte bei namhaften Global Playern wie Schott, tesa, B.Braun, Merck, Wacker Neuson, und Henkel.
„Unser Ziel ist es, dass die Enterprise IT im Ansehen innerhalb der Firma und in der Wertigkeit steigt. Sprich, wir schaffen es mit unseren Ansprechpartnern, die IT beim Kunden zurück in den Fahrersitz zu bringen. Da muss sie aus meiner Sicht auch hin. Raus aus der passiven Erfüllungsrolle, rein in eine aktive, gestalterische, strategische Position. Die Corporate IT muss heute Vordenker und Innovationsquelle des Business sein“, unterstreicht Himmelmann.
Ihr Kontakt
Holger Himmelmann
Consulting Director